Eine Veranstaltung mit Michael von Brück
10.11.2018, in der Melanchthon-Akademie Köln

Nächstenliebe ist eine Frage der Praxis. Sie be­gegnet uns wesentlich in zwei Formen: als eher spontaner Akt aufmerksamer Zuwendung, wie als grundsätzlicher, oft auch dringlicher Aufruf zu hilfreichem Handeln – also als ethischer Dis­kurs im Blick auf die Entwicklung einer entspre­chenden Lebenshaltung.

Angeregt durch den Dialog mit dem Buddhis­mus ist in den letzten Jahren – vermittelt über Forschung und Therapie – eine wei­tere Form des Umgangs hinzugetreten. Unter dem Stich­wort Mitgefühlspraxis wird hier Näch­sten- und Selbstliebe als konkrete spiri­tu­elle Übung vor­gestellt und mittlerweile bis in die po­puläre Le­benshilfe hinein vertre­ten. Das Praxisspek­trum bewegt sich dabei zwischen Formen acht­sa­m motivierender Selbsterkundung in Beziehungs­fra­gen und ei­nem zielführenden Mitgefühlstrai­ning für uns `em­pathische Ego­isten´.

Doch wie sind Mitgefühl und medi­tative Übung aufeinander bezogen? Wie haben wir uns das vorzustellen? Und wie sind diese spirituel­len Praxisformen einzuordnen: in die gegenwär­tige öffentliche Diskussion einer mediatisierten und glo­ba­lisierten Gesellschaft, in die christli­che wie buddhistische Tradition, in die lebens­prak­ti­schen Hori­zonte von Ethik und Mystik?

Prof. Dr. Michael von Brück (München) Theo­loge, Religionswissenschaftler, Zen- und Yoga­lehrer – verstand es, das vielgestaltige Thema den etwa 80 Teilnehmenden nachhaltig nahe zu bringen. Als ausgewiesener Kenner zeitgenössischer Spiritualität führte er inspiriert durch verschiedene Gesichtspunkte und Fragestellungen und leitete in ein anregendes Gespräch über.

Nach der Mittagpause war dann Ge­legenheit, die aktuelle Be­deutung einer spirituellen Mitge­fühls­praxis zu diskutieren und persönlich näher zu erörtern. Das geschah in Form des Word Cafes, geleitet von Dr. Johannes Wirths. In bewegten Gesprächsrunden setzten sich die Teilnehmenden dabei erfahrungsbezogen mit den am Vormittag dargelegten Aspekten auseinander. Dabei ging es nicht selten um die Feststellung, wie hilfreich eine solche Praxis im Blick auf manche Station des eigenen Lebensweges war bzw. gewesen wäre.