Eine Tagung mit Gerhard Marcel Martin zu Körpergewahrsein und Körperausdruck in der meditativen Praxis – in Kooperation mit dem Neuen Evangelischen Forum Moers
Gelebte Spiritualität ist wesentlich eine Frage des leiblichen Vollzugs – im Alltag wie in der Übung. Bereits im Singen wird dies für jede(n) spürbar: der Atem gibt den Rhythmus, die Stimme findet den Ausdruck, der Körper fungiert als Resonanzraum, der Mensch wird zum Instrument. Ein angemessenes Bewusstsein für diese elementare Dimension unseres Menschseins ist in der spirituellen Praxis aber immer noch nicht weit verbreitet – trotz zahlreicher körperpraktischer Aufbrüche in den vergangenen Jahrzehnten.
Verschiedenste Körpertherapien und -arbeitswege haben das Ziel, die Erfahrung lebendiger leiblicher Existenz aber auch körperliche Ausdrucksqualitäten zu befördern. Zentrale Frage ist, welche Formen physischer und spiritueller Körperarbeit dazu geeignet sind, eine religiös geprägte Meditationspraxis zu stimulieren und zu unterstützen. Denn der Leib bleibt das Instrument auch solcher Erfahrungen und Übungen, die unser alltägliches Körpererleben entgrenzen und überschreiten.
Prof. Dr. Gerhard Marcel Martin (Marburg) – Praktischer Theologe, Religionswissenschaftler und Bibliodramatiker – entfaltete das Thema als ausgewiesener Kenner praktischer Spiritualität sowohl in seinen grundsätzlichen Bezügen als auch in seiner zeitgenössischen Ausprägung. Dabei setzte er sich mit der Vielfalt der aktuell anzutreffenden Formen spiritueller Praxis auseinander – exemplarisch am Beispiel des Programms des Benediktushofs Holzkirchen. Er befragte die verschiedenen körperlich-leiblichen Übungsweisen auf ihre sowohl praktisch-spirituellen wie auch -religiösen Ansprüche und Wirkungen hin. Und er machte deutlich, dass in den dort anzutreffenden, sich `zwischen Entspannung und Erleuchtung´ bewegenden Programmatiken diesbezüglich nicht immer Klarheit herrschen würde, vor allem was entgrenzende religiöse Erfahrungsaspekte betrifft.
Nach dem Vortrag, einer vertieften Aussprache, sowie einer ausgiebigen Mittagspause wurde dann von den Teilnehmenden die Gelegenheit genutzt, drei zeitgenössische körperliche Übungsformen in ihrer Bedeutung für die meditative Praxis zu erproben und zu reflektieren. Es gab Workshops zur Eutonie (mit Gerda Maschwitz), zum Yoga (mit Bernd Franzen) und zur Achtsamkeitspraxis (mit Johannes Wirths), in denen anhand exemplarischer Übungsweisen, wie etwa dem achtsamen Gehen, die leibliche Dimension spiritueller Praxis auch für Unerfahrene ansatzweise spürbar wurde.
Hier können Sie den Flyer zur Veranstaltung ansehen und auch herunterladen:
„Wenn ich mir selber näher komme, komme ich Gott näher“
Eine Einordnung zu Psalm 73,28 „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ von Gerhard Marcel Martin auf evangelisch.de.