Lauschen mit der Seele – einstimmen in Stille und Klang. Ein kontemplatives Seminar in der Kathedrale von Chartres
24. bis 29.04.2017 Chartres F
Wer die Kathedrale von Chartres betritt, erlebt einen Zusammenklang, eine vielstimmige Symphonie aus Stein, Glas, Raum, Figuren und Geschichten. Aus dem Staunen über diese kunstvolle Vernetzung unterschiedlichster Elemente entsteht die große Frage nach dem Plan: Nach welcher Partitur wird hier gespielt? Und für wen wird hier gespielt? Beide Fragen beantworten sich allerdings schnell, denn bald nach dem Eintreten ist klar, dass hier für mich, für den Menschen gespielt wird. Und auch die Partitur selbst vermittelt ein Bild des Menschen. Denn es ist eine vielschichtige Partitur, die alle Einzelheiten verbindet, und zugleich offen ist, weitergeschrieben und gespielt zu werden. Die Kathedrale von Chartres erweist sich als ein Gesamtkunstwerk, das den Menschen im Blick hat und ihn auch heute noch als ganzen anzusprechen vermag – Leib, Geist und Seele gleichermaßen. So ermöglicht sie Erfahrungen und Einsichten bis ins Biographische hinein, wie es sich exemplarisch beim Gang durchs Labyrinth oder durch die romanische Unterkirche erleben lässt.
Die Kathedrale ist ein Instrument, das mich mir selbst und dem Göttlichen näher bringt und mich so selbst zu (s)einem Instrument werden lässt, leibhaftig singend aber auch im übertragenen Sinne nach Franz von Assisi: O Signore, fa di me … (O Herr, mache mich zu einem Instrument deines Friedens.) Denn Musik macht die Kathedrale auch als Klangraum erlebbar und kann so der Schlüssel zu einer tieferen spirituellen Erfahrung werden, im Horizont von Raum und Stille wie auch von Leben und Fülle. Dass das so erlebt werden konnte, verdanken die dreißig Teilnehmer der einfühlsam intensiven und informativ zugewandten Leitung des Seminars durch den Musiker, Komponisten und spirituellen Lehrer Helge Burggrabe (www.burggrabe.de), der wie ein Medium wirkte, in dem Kultur-, Kunst-, und Spiritualitätsgeschichte außerordentlich lebendig wurde und Resonanzraum bot für die je eigene Lebensmelodie.
Bildernachweis:
Kathedrale von Chartres – Tympanon, Johannes Wirths